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Wann gibst Du das Leiden auf?


Buddha sagte immer wieder, dass das Leben leidvoll sei. Und was leiden wir, immer und immer wieder, an Zurückweisung, an Misserfolg, an zu wenig diesem und zu viel an jenem, Schmerz folgt auf Schmerz, Kummer und Sorgen beugen unsere Stimmung, immer wieder haben wir leidvolle Erfahrungen.

Vielleicht kann folgende Geschichte Ihnen die Worte des historischen Buddhas gut veranschaulichen.
Ein buddhistischer Mönch war auf der Suche nach Erleuchtung, er lebte wie ein Asket, fastete unaufhörlich, aß fast nichts, kasteite sich, gönnte sich wenig, schaute Frauen nicht einmal an, betete unaufhörlich, er litt fürchterlich, weil er immer hungrig war, keine Freude am Leben fand, sein Leben war untadlig, er folgte den Lehren des Buddhas, seinem Vorbild. Jedoch das Erwachen wollte nicht zu ihm kommen, die ersehnte Erleuchtung wurde ihm nicht zuteil, was ihm sehr zu schaffen machte.
In seinem Tempel fragte er die anderen Mönche, bat jeden den er traf, um Rat, aber keiner konnte ihm helfen, konnte ihm sagen, was zu tun wäre.

Er verließ sein Kloster und reiste umher, ständig bestrebt einen Hinweis zu erhalten wie er seinem Ziel näher kommen könnte.

So lief er viele Wege, zu Fuß, mit seinen alten Mönchsschuhen, von Dorf zu Dorf, von Tempel zu Tempel, er wurde ganz besessen von der für ihn alles entscheidende Frage nach dem Erwachen. Die Menschen, die er traf, empfanden Mitleid mit dem Mönch, als er einer älteren Bäuerin sein Leid klagte, sagte, die ihm, dass in den Bergen ein Chan-Meister lebt, der Pfad dorthin aber beschwerlich sei, er wohl lange gehen müsse, der Meister auch kein Mönch wäre, seine Meinung vielleicht für ihn nicht passend sei. In seiner Verzweiflung machte der Bruder sich trotzdem auf den Weg, er wollte wissen, was der einsame Lehrer ihm raten könnte.

Durch den Wald stieg er den Berg hinauf, immer schwieriger wurde der Weg zu laufen, dichter und dichter wurde der Wald, dunkler wurde das Licht, die Sonne war nicht mehr zu sehen, Bäume standen in seinem Weg.

Aber jetzt war er schon losgegangen, er wollte den Mann befragen, unbeirrt kletterte er nach oben. Als er auf der Anhöhe ankam, sah er eine kleine Hütte mit einer Lichtung, Tiere waren zu sehen, ein kleiner Bach plätscherte ins Tal. Auf einer Holzbank saß ein alter Mann, der ihn betrachte, als er näher kam. Der Mönch nannte seinen Namen und brachte sein Anliegen vor.

„Seit vielen Jahren bin ich Mönch, habe die Gebote meines Ordens immer eingehalten, ich habe keinen Besitz, esse nur das nötigste, habe in meiner Zeit als Mönch keinen Kontakt zu Frauen gehabt, allen Genüssen und Vergnügungen habe ich entsagt, ich kenne keine Gier, keinen Hass und keine Verblendung, regelmäßig zitiere ich die heiligen Schriften, aber Erleuchtung kann ich nicht erfahren, darunter leide ich sehr“, so klagte er sein Schicksal.

„Was kann ich tun, um mein Ziel zu erreichen?“

Der weiße Mann sah ihn müde an und antwortete:

„Gib das Leiden auf“, dann beachtete er den Mönch nicht mehr, ging wieder seiner Arbeit nach.

 ©Shaolin Rainer

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