Der junge Prinz Siddhartha Gautama spielte häufig im
Garten des Palastes seines Vaters, der voller wundersamer Tiere war,
einem Zoo sehr ähnlich, überall lebten die schönsten Vögel, unzählige
Kleintiere, die prächtigsten Hirsche, sogar Löwen und andere Raubtiere
in gesonderten Gehegen, ein wahres Paradies umgab den jungen Edelmann.
Oft saß er am Ufer eines zauberhaften Sees, schaute auf
das Wasser, leise und ruhig, die Tiere kamen auch zu ihm, wurden
zutraulich, schlossen Freundschaft mit dem edlen jungen Mann.
Auch Schwäne nisteten im Park, besonders ein glänzend
weißes Paar hatte es ihm angetan. Er began das Paar im Auge zu behalten,
wollte alles über sie wissen, ihre Kücken sehen, er hatte sich in die
Schwäne verliebt.
An einem schönen Tag saß er wieder am See, wartete auf
‚seine‘ Schwäne, als er ein Geraschel am Himmel hörte, als er nach oben
blickte stürzte ein Schwan zu Boden. Er näherte sich dem Schwan, in
einem Flügel steckte ein Pfeil.
Sofort kümmerte er sich um das Tier, besorgt zog er den
Pfeil heraus, verband die Wunde, streichelte den Schwan, herzte den
Vogel.
Als er zur Seite blickte sah er seinen Cousin Devadatta
mit einem Bogen auf ihn zulaufen, er rief: ‚Der Schwan gehört mir, ich
habe ihn geschossen‘! Siddhartha entgegnete ihm: ‚nein, das ist mein
Schwan, ich muss ihm helfen‘.
Streit brach aus zwischen den ungleichen Verwandten, die Kinder liefen zum König der entscheiden sollte.
Der König liebte seinen Sohn sehr, wollte aber nicht ungerecht urteilen, er hörte sich die Geschichte in aller Ruhe an.
Devadatta brachte vor: ‚ich habe den Schwan gejagt, er gehört mir‘, nach dem Gesetz im Königreich.
Siddhartha antwortete: ‚es ist mein Schwan, ich pflege und füttere ihn schon lange, er ist mir ans Herz gewachsen‘.
Der König hatte war verwirrt, wie sollte er entscheiden.
Da sprach der älteste Ratgeber des Königs, ein weiser Mann: ‚was würde
der Schwan wollen? Will er zu dem Menschen der ihn verletzt hat, ihn
töten wollte, oder will er zu Demjenigen der ihm helfen wollte‘?
Devadatta wurde immer ruhiger, es kam ihm in den Sinn dass
auch Tiere Gefühle haben können, Schmerzen spüren, Liebe empfinden, und
er fühlte sich nicht mehr stark und wichtig, er gab nach.
Siddhartha wollte nun dass der Devadatta sich zusammen mit
ihm um das leidende Tier kümmere, um sein Gewissen ins Reine zu
bringen, der Cousin willigte ein.
Beide pflegten den Schwan gemeinsam gesund, als es Zeit
war den Vogel wieder in die Freiheit zu entlassen gingen sie zusammen
zum See, und ließen den Schwan aus dem Käfig.
Da hörten die beiden Jungen Lärm über sich, Flügelschlag
erfüllte die Luft, der Schwarm der Schwäne ließ sich am See nieder, die
anderen Vögel waren für ihren Freund zurückgekommen. Der Schwan der
Beiden erhob sich, spreizte seine Schwingen und flog zu seiner Gruppe.
Zusammen drehte der Schwarm eine Runde über dem See, ganz so als wollten
sie sich bei Siddhartha und Devadatta bedanken, und entschwanden am
Horizont.
Und die Lehre aus der Geschichte?
Fehler kann man machen, Einsicht macht nur stärker, Güte
und Liebe sind kraftvolle Gefühle, was sein soll wird kommen, Glück ist
manchmal Pech (und umgekehrt), Leere ist Form und Form ist Leere, die
Kunst der Betrachtung liegt beim Betrachter, Anstand und Ehre sind auch
in einer ruhelosen Seele, Freude im Herzen kann auch aus kleinen Dingen
entstehen, der Untadlige hat Frieden, die himmlische Welt ist ein
Mysterium.
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